Mein Tourenbuch

B

ei der Ansage von mildem Herbstwetter denkt man an Almwanderungen in der Obersteiermark. Da sind die Zeller Staritzen nicht weit! Von Weichselboden über den Rotriegel scheint der kürzeste Weg zu sein. Der Windwurf in Talnähe scheint geräumt zu sein - und so ist es auch.
Am Talboden hinter den letzten Häusern gehen wir zuerst an einem selten begangenen, steilen Abschneider vorbei und dann wieder zurück, denn das ist der eigentliche Steig!
Durch den ersten großen Felsabbruch leitet ein dickes Stahlseil - es ist das erste und das letzte dieser Art auf diesem Anstieg, auf dem immer wieder erdige Felsabbrüche verschiedener Höhe und Ausgesetztheit zu überwinden sind.
Schon im Aufstieg ist man froh, dass es trocken ist - und erst im Abstieg!
Es gibt durchgehend einen Steig und an wichtigen Passagen rote Farbzeichen, die man aber nicht mit den frischen Grenzmarkierungen der Forstvermessung verwechseln sollte, denn die führen genau am Grat entlang, was der Steig nicht überall macht!
Weil ich viel zu früh glaube, am Punkt 1448 zu sein, zieht es sich ab dort. Als sich dann die - auf der Karte deutlich sichtbare - Schneise zur Alm hin öffnet, verliert sich der Steig und Kuhdung verkündet, dass man bald am Ziel sein wird.
Die kleine Gegensteigung verkraftet man leicht, denn die macht den 1000er voll!
Am Gipfelkreuz hinterlassen wir ein Andenken an meine Schwester, die vor ein paar Tagen den 70er gehabt, aber nicht mehr erlebt hat.
An dem windgeschützten Platz bei den Latschen hielte man es lange aus, wären nicht die Tage schon kurz und auf dem Rotriegel sollte man auf keinen Fall in die Dunkelheit kommen!
Schon bei Tageslicht sollte man die Augen offen halten, um nicht vom Weg abzukommen, denn das kann fatale Folgen haben!
Schon in Griffweite der Talwiese sind Wurzelteller zweier am Steig frisch geworfener Fichten zu umgehen, was bei einer leichte Kletterei in erdigem Fels erfordert...
In der Abendstimmung ist es dann am Talboden erleichtert wandern, so als hätte man eine große Bergtour hinter sich...